Recherche
Eine ganz andere Recherche inhaltlicher Art ergab sich aus dem Umstand, dass meine 'Heldin' Bel Modemacherin ist. Also versuchte ich, mir alles mögliche zum Gebiet der Haute Couture anzueignen. Das ging von Hochglanzzeitschriften wie Vogue bis zu historischen Aspekten, was die Entwicklung von Modeklassikern anging, schloss aber auch ein, wie der Alltag von Modells aussieht oder wie sich eine Modemacherin jenseits der Pariser Schauen mit dem Markt herumschlägt.
Für den Roman 'Lucky in Kessel', in dem mein Held als Tankstellenpächter in die Geschichte eintritt und sich dann zu einem achtenswerten Hersteller von Vibratoren mausert, musste ich einiges über die Herstellung von handgefertigten Vibratoren in Erfahrung bringen (bestes additionsvernetzendes Silikon, sehr schwere Schwungmasse, Steuerung der Vibration durch eine intelligente Schaltung mit Mikroprozessor), ferner über Webcamgirls, Enduros und wie die politische Abteilung der Kriminalpolizei mit Hakenkreuzschmierereien umgeht.
Freilich habe ich das meiste erst recherchiert, nachdem ich die entsprechenden Kapitel schon geschrieben hatte. Das heißt: meine Arbeitsweise ist so, dass ich mir durch die Vorstrukturierung eines Themas bei Recherchen (gleich ob Stasi oder Vibrator betreffend) nicht die freie Entwicklung meiner Figuren streitig machen lassen will.
Zwar gibt es immer und auch durchaus frühzeitig wechselseitige Beziehungen durch das innere Netzwerk, das wir mit durchs Leben schleppen und das durch früher erworbenen Kenntnisse, Erfahrungen und gewiss auch durch die genetische Anlage geknüpft wird. Aber meine 'Technik' des Erzählens einer Geschichte ist eindeutig: zuerst muss sich die Geschichte aus ihren Figuren heraus entwickeln, danach überprüfe ich anhand der mir zugänglichen Fakten, wie glaubhaft ist, was ich geschrieben habe.