Bei uns klingelte es. Drei Jugendliche, Jungs. So um die 13 oder 14 Jahre. Sie sagten, ihnen wäre ihr Ball in unseren Reihenhausgarten geflogen. Ob sie ihn holen könnten. Ich verwies darauf, dass alles stockduster sei - dass es am nächsten Tag jedoch kein Problem sei. Ok? Der Junge, der die Bitte vorgetragen hatte, nickte. Hinter ihm moserte sein Freund lautstark: "Nääh, mein Vater...!" Ich nahm an, dass der Bursche (unter einem Kaputzenpullover) der Besitzer des Balls war, während der - höfliche - Fragesteller derjenige war, der den Ball in den Garten befördert hatte... (jedenfalls war das früher so: derjenige, der geschossen hat, muss fragen)
Die Drei zogen ab. Ich schloss die Haustür und wollte auch die Tür zum Flur schließen, als ich ein Geräusch hörte. Ich öffnete noch einmal die Haustür und sah, dass ein Steinwurf eines der acht Kassetten-Glasfächer zerbrochen hatte. Morgen war zu spät.
Das IGNIS ist das Zentrum für Osteuropäische Kunst und Kultur in Köln, ein weitgehend ehrenamtlich betriebener, von der polnischen Botschaft und einigen anderen Institutionen gesponsorter Ort, eine alte Villa im Norden von Köln, nahe am Rhein. Das IGNIS hat seit mehr als 20 Jahren ein sehr dichtes Kultur- und Veranstaltungsprogramm, regelmäßige Livejazz-Sonntagnachmittage und ab und zu auch Lesungen und andere Konzerte. Keine Ahnung wie die das machen.
Diesmal war ich neugierig auf einen Abend mit der polnischen Chansonette Jola Wolters, die seit vielen Jahren in Deutschland lebt. Ihr Programm (mit Klavierbegleitung) konzentriert sich auf Chansons und Lieder aus den 20er bis 40er Jahren, die an diesem Abend vor voll besetztem Haus (das bedeutet ~ 60 Leute; der Eintritt ist grundsätzlich frei!) zumeist polnisch vorgetragen, aber in deutscher Übersetzung vorab gelesen wurden.
Obwohl ich spät kam, saß ich ziemlich weit vorne und bekam bei einem Glas Chardonnay alles sehr gut live mit. Die Darbietung war intensiv und stimmig, die Stimme für den Zweck passend, ich fühlte mich gut unterhalten. Man sitzt übrigens an kleinen Tischen, es kann gegessen und getrunken werden, in der Regel polnische Hausmannskost und entsprechend preiswert. Als Zugabe zu dem sehr melancholisch angehauchten Programm (Liebe, Verlust, Liebe) gab Jola Wolters zwei Lieder von Marlene Dietrich, die in meinen Augen noch mit am Frischesten herüberkamen. Davon hätte es auch mehr sein können.
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