[Mittwoch, 23. April 2001]
Liebe Amélie,
in den späten 60ern hatte der Vater von Tim McGultry, mit dem ich auf der Highschool war, ein paar Eisen aus Las Vegas mitgebracht. Er hatte sie gewonnen (jedenfalls behauptete er das sein Leben lang). Roger McGultry war Zahnarzt in Tomcaville. Bisher hatte er Tennis gespielt, und nun schlug er mit einem Callaway Eisen 7 ausrangierte Tennisbälle hinter seiner Scheune in den Acker. Tim und ich mussten sie wieder einsammeln.
Dann ließ er sich aus Witchita richtige Golfbälle schicken. Jedem, der wissen wollte, was er da eigentlich anstellte, beschied er (zwei Reihen wie Perlmutt glänzender Zähne in ganzer Breite vorschickend), er spiele nun Golf wie die feinen Leute in Vegas.
Einmal kam seine alte Mam hinters Haus und sah sich das Gehaue an. Jahre zuvor war sie an Kehlkopfkrebs operiert worden, und so dröhnte sie in ihr Verstärkungsrohr: „Dann dreschen auch die reichen Leute in Vegas in ihre verdammten Äcker?“
Das war der Anfang des Golfplatzes von Tomcaville/Kansas, etwa 100 Meilen nördlich von Wichita, im endlosen Mittelwesten der USA. Roger sammelte emsig in seiner Zahnarztpraxis Interessenten und gründete einen Verein, dessen Präsident er logischerweise zeitlebens blieb.
Nach zwei Jahren hatten die Händler, Farmer, Lehrer, Ärzte und Techniker die ersten neun Löcher angelegt. Land gab es genug, das war nicht das Problem. Tim und ich machten die Balljungen und verdingten uns als Caddies. Später stellte der ’Tomcaville Golf and Country Club’ für halbe Tage einen Trainer ein. Damit zog dann so langsam ein ernst zu nehmendes Golfspiel bei uns ein. Wir Jungen waren nach der Schule immer auf dem Platz. Als Tim 17 war, gewann er die Clubmeisterschaft. Ich war im Jahr darauf dran. Ich hoffe, du bist beeindruckt!
Johnny
PS: Ich wünsche mir einen Abschlag Mitte Fairway. Ich stelle mich auf ein kurzes Eisen ein.
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