Die Twosome-Briefe 9
[Montag, 7. Mai 2001]
Liebe Amélie,
ich habe mit irgendjemandem (über unser Spiel) reden wollen. Und die Wahl war nicht besonders klug. Bert ist auch Capitan und seit Jahren mein Freund. Du weißt selbst, es gibt Gelegenheiten, wo man froh ist, wenn einer für einen einspringen kann. Und Bert hat das oft für mich getan. Andererseits ist er auch ein Zyniker und Idiot.
Er hat Enttäuschungen mit Frauen erlebt (woran er zum guten Teil selbst Schuld war), und insofern begriff er nicht, worum es ging. Er hat sich auf das nahe liegende zurückgezogen: Stewardessen. So Klischeebeladen und realitätsgesättigt es ist: das fliegende Personal, du kennst das, verbringt soviel Zeit miteinander, auf engstem Raum, Tage und Nächte. Man wohnt im selben Hotel, isst im selben Restaurant, schläft ….
Jedenfalls ist diese Art von ’gleitender Beziehung’ (wie Bert das nennt) für ihn und bestimmt nicht nur für ihn das einzig realistisch Erstrebenswerte. Und so erzählt er mir alle paar Wochen von einer neuen ‚gleitenden Beziehung’ und welche Fluglinie er auf diese Weise ’von innen’ kennen gelernt hat... Pardon.
Das Erste, was er sagte, war: „Was denn - ihr wart noch nicht im Bett?“
Es war wie ein kalter Guss. Aber schlimmer war, dass ich unsicher wurde.
PS: Die Balllage meiner Stimmung gemäß: im Bunker, unterhalb der Kante. Sorry.
lg lady
Selbstverständnis
Allerdings, und darin mögen wir uns treffen: ich hatte bei der Form der Brieferzählung natürlich die Vorstellung, dass die Äußerungen recht spontan und lebendig sein müssten. Unmittelbar. Und ich habe versucht, solange daran zu arbeiten, bis der Leser/die Leserin diesen Eindruck gewinnen müsste/sollte/könnte.
Aber vielleicht wolltest du mir ja auch sagen, dass ich mir öfter mal die Briefform 'gönnen' sollte...? ;-)
Jedenfalls: Danke für das Lob! Und viel Vergnügen mit den weiteren Briefen (es gibt da noch einige). Jochen
freue mich auf weitere briefe!
und gerngeschehen^^
glg lady