Tage
27
Jan
2009
21
Jan
2009
Passagen
19
Jan
2009
Keine Solisten
Ich war heute abend wieder in der Musikhochschule. Es gab eine 'Nacht der Schulmusik', gestaltet durch Studierende des betreffenden Studiengangs. Alles war dementsprechend etwas legerer und weniger akademisch. Jeans und Jeans statt dunklem Anzug und Abendkleid. Was mich überraschte, war, dass drei Vokalensembles auftraten, die ihre Arbeit recht gut machten. Man sah den (jungen) Gesichtern nicht weniger als den Körpern an, dass es noch einmal etwas anderes war, ganz ohne die stützende Begleitung eines Instruments auf der Bühne zu agieren. Noch dazu war der Raum (Kammerkonzertsaal) recht intim, der weiteste Abstand zu den Zuschauern mochte zehn Meter gewesen sein. Andererseits macht gerade das auch die Faszination aus. Man konnte sehen (oder zumindest ahnen), wie die jungen Männer und Frauen darum kämpfen mussten, nicht nur ihre Stimmen nach vorne zu tragen, sondern in gewisser Weise auch ein Stück ihrer Selbst einsetzen zu müssen - mehr jedenfalls, so kam es mir vor, als das 'normalerweise' auf einer großen, anonymen Bühne der Fall ist. Nicht allen gelang das gleich gut. Manche wirkten ausdruckslos und steif. Aber in der dritten Gruppe war eine junge Frau, schmal und zierlich, mit dunklem Haar und - vielleicht - einer französischen Physiognomie. Sie hatte einen schönen Sopran und vor allem: sie hatte ein gewisses Feuer und eine anmutige (obwohl ganz zurückhaltende) Körpersprache, die beide zusammen, da bin ich mir sicher, bewirkten, dass sie ihre Stimme und ihren Gesang gleichsam ein ganzes Stück weit nach vorne trugen. Das war schön zu sehen. Und auch zu hören. Bei früheren Besuchen ist mir eine solche Häufung von Vokalensembles nie aufgefallen. Ich habe mir gedacht, dass vielleicht auch gerade die Lehramtskandidaten mehr als früher Gemeinschaft, Solidarität, aber auch Absicherung in der Gruppe suchen. Es gab kaum Solisten. Ist dagegen etwas einzuwenden? |
16
Jan
2009
Du sollst in die Richtung gucken, in die du gehst!
Ein Mädchen, vielleicht zwei Jahre alt.
Die Mutter sagt: „Ich habe dir schon hundertmal gesagt,
du sollst in die Richtung gucken, in die du gehst.“
Irgendetwas weckt meinen Widerspruch. Aber was?
Kurz darauf fällt mir eine Stelle aus einem Gedicht
über den Tod von Alfred Freiherr von Oppenheim ein:
"Was, fragt Gia, ist ein melancholischer Geist?
Einer, sagt Patrizia, der beim Vorwärtsgeschobenwerden
noch rückwärts schauen kann."
8
Jan
2009
Pekingoper
Natürlich fällt der Grad der Internationalisierung auf - sowohl was den Lehrkörper als auch was die Studenten angeht. Und natürlich fällt (spätestens nach ein paar Besuchen) auf, wie stark Asien und Osteuropa vertreten sind. Osteuropa ist klar: da gibt es eine lange Musiktradition, auch einen langen Austausch. Aber Asien? Dabei sind es vor allem die Südkoreaner, die offenbar in Scharen anreisen, dann auch die Aufnahmeprüfung bestehen und die deutsche Musiktradition aufsaugen.
Beim heutigen Liederabend (Bach, Händel, Mozart, Brahms, Schubert und natürlich die Italiener) waren von den acht Vortragenden drei Koreaner (zwei Frauen, ein Mann). Die Stimmen waren - glaube ich - soweit ok. Aber in meinen Augen war der Liedvortrag selbst gelinde gesagt ausdruckslos. Eine deutsche Sopranistin, die aus Händels Guilio Cesare 'Se pietà di me non senti' (alles klar?) vortrug, war - vielleicht - von der Stimme her nicht so gut, aber ich bin ihrem ausdrucksstarken Vortrag lieber gefolgt, bzw. habe mir was darunter vorstellen können (dass das auch mit eurozentrischer-kultureller Identität zu tun hat, weiß ich ja, aber was soll ich machen?).
Ich habe früher schon einen kleinen und ziemlich knubbeligen Koreaner als Heldentenor in einer Wagnerarie gesehen. Ich will damit sagen, dass ich mich bei solchen Darbietungen nicht davon frei machen kann, dass ich das irgendwie befremdlich oder auch unpassend finde - so wie ich es wahrscheinlich auch als befremdlich ansähe, wenn ein deutscher Opernsänger in einer Pekingoper herum hoppste. Es sei denn Christoph Schlingensief inszenierte.
3
Jan
2009
Unsinn

Insofern ist mir klar geworden, dass diese Website mehr und mehr zu einer Art Autobiografie werden kann. In dieser Autobiografie fehlen viele private Augenblicke, und es fehlt die chronologische, zumindest aber die lineare Anordnung. Dennoch ist diese Site sicher der Versuch einer "nachträglichen Sinngebung des gelebten Lebens aus einheitlicher Perspektive" (wie es in Wilpert's 'Sachwörterbuch der Literatur' heißt).
Was mache ich nun damit?
2
Jan
2009
Aus einem Schreiben des Finanzamts

Wie lange rechnen Sie noch mit weiteren Verlusten?
Reichen Sie bitte eine Kalkulation ein, die eine Vorausberechnung der zu erwartenden Gewinne und des angestrebten Totalgewinnes enthält.
Welche Anstrengungen haben Sie unternommen, um Waren oder Dienstleistungen trotz der bisher erheblichen Verluste attraktiver anbieten zu können?"
26
Dez
2008
Thomas Jefferson
Gia wünscht sich allerdings Pfannkuchen. Ihre Schwester Janine wäre damit sogar einverstanden. Patrizia sowieso.
Außerdem muss Gia ein Referat zum Frauenbild Thomas Jeffersons im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg machen.
Aus einem seiner Briefe geht hervor, dass er das Wahlrecht für Frauen ablehnte, weil sich dann die angestammten Aufgaben von Männern und Frauen verwischten.
Patrizia sagt: Das heißt nur, dass er Schiss hatte, etwas von seiner Macht abzugeben. Gia versteht es noch nicht.
Ich erkläre ihr also, dass ich es wahrscheinlich auch nicht toll fände, wenn der weibliche Teil der Familie so ohne weiteres wählen könnte, was es zum Abendessen gibt.
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Gia, Janine und natürlich Patrizia sind Figuren aus meinem Roman 'Patrizia sagt'
25
Dez
2008
Ein Automobil der Zukunft
Patrizia sagt: Dies freut uns umso mehr, als deine eigene Arbeit glasklar in diese Richtung geht.
Natanael schrieb mir: "Unser Leben stellt uns ständig vor wachsende Herausforderungen im privaten, sozialen und beruflichen Umfeld. Der Wunsch nach individueller Freiheit und Selbstverwirklichung wächst. Aber oft ist es schwierig, die eigenen Wünsche mit den Anforderungen des Umfelds in Einklang zu bringen. Immer mehr Menschen begegnen dieser Herausforderung bewusst. Ihr Anspruch ist es, diesem scheinbaren Widerspruch mit neuen Antworten und Lebenskonzepten auf hohem Niveau gerecht zu werden. Ohne Kompromisse - egal ob im Beruf oder im Privatleben. Diese Menschen folgen nicht den Standarts, sie setzen neue - ihre eigenen. Noch nie wurde ein Automobil mit dem Blick auf diese Menschen und ihre Ansprüche konzipiert und gebaut."
Da ich selbst seit geraumer Zeit an einer Geschichte über einen Entwicklungsingenieur eines großen Autokonzerns arbeite, kann ich Natanaels Überlegungen sehr gut nachvollziehen: HANS SCHERER ist ein großer, gut aussehender Mann mittlerer Jahre, der von seinem Unternehmen die Aufgabe bekommt, sich Gedanken über Sicherheitssysteme zu machen, für ein Automobil der Zukunft. Das Unternehmen schickt dabei immer wieder einmal Mitarbeiter in alle möglichen Weltgegenden, um sich in einer ungewohnten Umgebung über dieses Auto der Zukunft Gedanken zu machen. Hans Scherer wird nun nach Achill Island geschickt, der größten irischen Insel, im äußersten Nordwesten gelegen. Karg, rau, menschenleer.
Das Problem ist, dass er seine beiden kleinen Kinder mitnehmen muss. Georg ist vier und Sabine sechs. Denn vor einigen Monaten hat die Familie nach langer Krankheit Margarethe verloren: Hans Scherers Frau, die Mutter der Kinder.
Mit seinen Kindern kommt er nun aus einer mitteleuropäischen Großstadt auf das abgelegene Achill. Schon zuvor hatte Hans große Schwierigkeiten im alltäglichen Umgang mit den Kindern. Jetzt kommt die ungewohnte Umgebung hinzu, die gänzlich andere Anforderungen hat, was Einkaufen und Ernährung, Freizeit und Spiel und natürlich seine Arbeit angeht.
Hans war in den letzten Minuten, als seine Frau starb, nicht anwesend (obwohl sie es sich gewünscht hatte). Er glaubt deshalb, versagt zu haben und hat die tief wurzelnde Angst, bei nächstbester Gelegenheit wieder zu spät zu sein - gerade auch was seine Kinder angeht. Denn die Insel hält eine Reihe von Gefahren bereit: das Moor, die See, hohe Cliffs. Scherer, der seine privaten Sicherheitssysteme verloren hat, muss sich nun auf der Insel Gedanken über die Sicherheitssysteme für ein Automobil der Zukunft machen. Doch nach dem Tod seiner Frau fühlt er sich wie ein Kugellager, das leck geschlagen ist.
Aber wie es immer ist in solchen Situationen (in einer guten Geschichte): Hans lernt andere Menschen kennen, die ihm weiterhelfen: zwei Frauen - allerdings wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Und damit, sagt Patrizia, fängt das eigentliche Problem erst an...
Ich glaube, man kann leicht erkennen, wie ähnlich die Ansätze sind. Und so sehe ich einer Zusammenarbeit mit Natanael Sijanta in freudiger Erwartung entgegen. Ich werde ihn über die Entwicklung von Hans Scherer auf dem Laufenden halten und hoffe andererseits, in Zukunft viel über die Fortschritte der Entwicklung des 'Grand Sports Tourer' zu erfahren. Vor allem wie er vom Zeichenbrett auf die Straße kommt und wie das internationale Mercedes Benz Team die scheinbaren Widersprüche zwischen Privatleben und Beruf auf der einen und die Kompromisslosigkeit in der Formfindung auf der anderen Seite gelöst hat.
Patrizia sagt, sie gehe wirklich davon aus, dass ich dabei eine Menge lernen kann.